Fear Management: Die Angst davor, nicht gut genug zu sein - womenbiz

Fear Management: Die Angst davor, nicht gut genug zu sein

Veröffentlicht am 11. März 2024

Autorin: Katja Kurz

«Ich habe ein verlockendes Job-Angebot bekommen, aber ich werde es nicht annehmen», erzählte mir eine clevere Studentin kurz vor dem Ende ihres Bachelor-Studiums. «Das ist viel zu gewaltig für mich, das kann ich unmöglich können.»

Eine ehemalige Master-Studentin lehnte meine Einladung zu einem Gastvortrag an der Hochschule ab, bei dem sie von ihrer Praxiserfahrung berichten sollte. «Ich bin doch noch lange kein Vorbild für andere», sagte sie, «Ich kann doch nicht einfach als Rolemodel vor anderen stehen und im Hörsaal erzählen, wie und was ich im Berufsalltag mache, denn es ist doch alles andere als perfekt!»

«Es fühlt sich falsch für mich an, um eine Gehaltserhöhung zu bitten», klagte eine überarbeitete Karrierefrau, Mutter und Teilnehmende meines Erwachsenenbildungs-Seminars in einem Einzelcoaching bei mir. «Das bin ich doch niemals wert. Die anderen im Team können doch viel zuverlässigere Arbeit abends und am Wochenende leisten.»

Dies sind häufige Aussagen, die ich in meinem Beruf als Coach und Dozentin an der Hochschule höre. Ich blicke seit Jahren jeweils ungläubig drein, sobald ich das höre, denn ich weiss, dass sie unglaublich viel erreichen könnten, wenn sie wollten und wenn sie es sich zutrauen würden.

Will ich das – kann ich das – darf ich das?

Erstaunlich für mich ist jedes Mal wieder, dass sie sich selbst gar nicht so grossartig wahrnehmen, wie ich die Frauen im Studium oder in der Berufspraxis erlebt hatte. Alle drei erwähnten Frauen waren intelligent, hatten eine rasche Auffassungsgabe und Erfahrung in ihrem Bereich.

Meist sind diese Frauen allgemein gesprochen umsetzungsorientiert, mit einer ordentlichen Prise Kreativität gesegnet und häufig ein echter Glücksgriff für ein Team. Und ich muss nicht erwähnen, dass Frauen zumeist stark als Projektleiterin agieren, da sie während dem Studium schon zeigten, dass sie meist proaktiv sich und andere sehr gut in Gruppenarbeiten über Monate organisieren können – oder dies auch zu Hause im Alltag mit der Familie ganz nebenher bewerkstelligen.

Allesamt grossartige Voraussetzungen für eine Führungsaufgabe. Was ist da in diesem Frauenkopf bloss los?

Welche Stimme redet da mit mir?

Häufig gibt es eine Stimme, die leise und penetrant von hinten oben flüstert: «Es gibt bestimmt jemanden, der für den Job noch qualifizierter ist als ich. Ich bin sicher nicht gut genug. Du schaffst das doch nie.» Oft können wir Frauen uns nicht vorstellen, dass wir tatsächlich gut genug sind.

Begegne deinen Zweifeln und löse sie auf

Der Lösungsweg besteht also darin, deinen eigenen Zweifeln zu begegnen, sie aufzulösen und mutig voranzugehen. Unzählige wissenschaftliche Studien [1] bestätigen dies in vielerlei geprüften Settings [2] und bestätigen, was ich in Einzelgesprächen immer wieder erlebe. Frauen befinden sich überdurchschnittlich häufig in der Gruppe der Personen, die ihre Fähigkeiten wesentlich unterbewerten und dementsprechend selten in der Gruppe der Personen, die ihre Kompetenzen überbewerten [3].

Jobangebote, die Übernahme einer neuen Team- oder Projektverantwortung oder das Fragen nach einer längst fälligen Gehaltserhöhung liegen oft weit ausserhalb der Komfortzone. Meist ist diese Fülle an Verantwortung neu und die Sorge, dieser neuen Rolle gerecht werden zu können, zu laut. Frauen argumentieren oft, dass sie Angst haben, den Erwartungen des Auftraggebers eventuell nicht gerecht zu werden und ihn damit zu enttäuschen. Sie übersehen oft, dass sie explizit angefragt wurden und gewollt sind.

Wenn sich im Gespräch auf der Suche nach der Lösung herausstellt, dass die Teilnehmerin alles immer perfekt machen wollte und sich damit selbst schon oft unter Druck gesetzt hat, ist ein Anfang gemacht. Aus Angst und Sorge, wieder in dieses Muster zu verfallen, nimmt sie den Job lieber erst gar nicht an. Der Druck, der teils so stark ist, dass er bis zur Kehle spürbar ist und sogar die Luft zum Atmen nimmt, ist schnell lokalisiert. Im Coaching klären wir dann, wie genau sich die Frau selbst von diesem selbstgemachten Druck befreit. Die gedankliche und körperliche Wahrnehmung, ist ein wichtiger Schritt. Dabei fallen mir häufig zwei Vorgehensweisen auf.

Bei jüngeren Studierenden höre ich oft, dass sie anstehende Aufgaben oder Entscheidungen bis zum letzten Moment hinauszögern, aus Angst, diese nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit erfüllen zu können. Dadurch erhöhen sie ihren eigenen (Zeit-)Druck und müssen dann alles in kürzester Zeit umsetzen. Der unterbewusste Vorgang dabei könnte sein, dass sie, wenn in einem solchen Fall nicht alles perfekt läuft, für sich selbst die Ausrede haben, dass sie ja so wenig Zeit gehabt hatten.

Eine andere oder auch kombinierte Variante ist, dass Frauen sich selbst Aufgaben oft komplexer machen, als sie eigentlich waren. Dies war den Frauen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Oft aus dem Gefühl heraus, anders zu sein und daher mehr Leistung erbringen zu müssen als andere. Meist liegt ein limitierender Glaubenssatz zugrunde und mit dem Perfektionismus versuchen sie, dass die Ergebnisse noch besser werden, als jeder von uns erwartet hatte.

Perfektionismus macht unnötig müde

Ich spreche hier übrigens aus jahrelanger eigener Erfahrung. Ich will mich bei diesem Schlamassel auch nicht ausnehmen. Diese Perfektionismus-Variante mit dem limitierenden Glaubenssatz «nicht gut genug zu sein», war jahrelang auch meine Default-Variante in einer von Männern dominierten Berufswelt der IT. Mit viel fleissiger Arbeit und geleistetem Perfektionismus habe ich mich oft selbst übertroffen und wurde von anderen dafür wahrgenommen und gelobt. Das konnte und wollte ich jedoch als junge Mutter und gleichzeitige Karrierefrau irgendwann nicht mehr durchhalten, geschweige denn geniessen. Der nächste Schritt ist bei vielen die völlige Verausgabung. Dem muss nicht so sein, es gibt andere Alternativen. Ich habe das erlebt.

Eine einfache und sehr hilfreiche Handlung ist: Schreibe deine Erfolge handschriftlich auf ein weisses Blatt Papier, visualisiere so deine schönen und erfolgreichen Erinnerungen und nehme sie damit noch einmal bewusster wahr. Dann suchst du dir eine Freundin und ihr besprecht diese erlangten Erinnerungen gemeinsam. Sprich mit mehreren Menschen über deine Erfolge und fühl dich grossartig dabei!

Meist blicken mich meine Coachees nach getaner Aufgabe beim nächsten Termin erstaunt an, wenn schwarz auf weiss vor uns steht, was sie alles erreicht hatten. So entsteht neben dem bereits verfassten Lebenslauf eine lebendige Liste mit vielen erfolgreichen Projekten, auf die die Frau im Gespräch mit den Auftraggebern selbstbewusst verweisen könnte. Auf meine Frage, ob du selbst eine Person mit solcher Erfahrung ganz objektiv einstellen würdest, kommt meist ein entspanntes Lächeln und ein «Claro, logisch!». Es geht darum, den Erfolg und die Dankbarkeit darüber ganz ehrlich zu spüren!

Eine wirksame Übung, die dieses entspannte Gefühl dann in der Folge verstärkt, ist die Entwicklung mit dem neuen positiven Glaubenssatz «Ich darf, will und kann meine Träume erreichen». Ein solcher Satz ist wahrlich eine neue Lebenseinstellung, eine Quelle der unerschöpflichen Kraft für ein erfolgreiches und entspanntes Leben!

Selbstbewusst und stolz darf ich darum erzählen, dass diese drei sehr talentierten und umsetzungsstarken Frauen die neuen Aufgaben nach dem Coaching angenommen haben und es in ihrem Berufsleben wirklich grossartig läuft.

Kennst du auch jemanden, der voller Tatkraft nur darauf wartet, aufzublühen? Wie wäre es mit einer Portion Sicherheit und Mut mithilfe eines Coachings bei mir? Trau dich und fang an. Deine individuelle Wachstumszone ist der Anfang aus der Komfortzone!

[1] https://www.nber.org/system/files/working_papers/w28723/w28723.pdf sowie Ashcraft et al., 2016; Buchenau, 2016; Roessler et al., 2019
[2] Otto, Anne; Neu, Nathalie; Schieler, Manuel; Wydra-Somaggio, Gabriele (2014) : Gender Pay Gap beim Berufseinstieg von Hochschulabsolventen, IAB-Regional. IAB Rheinland-Pfalz-Saarland, No. 03/2014, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg
[3] Jann & Hupka-Brunner, 2020


Über die Autorin

Hallo, ich bin Katja, deine Begleiterin auf deinem Weg der Veränderung. Als Coach und Dozentin unterstütze ich dich dabei, neue Rollen anzunehmen, unerwünschte Gewohnheiten abzulegen oder durch Lebensphasen der Veränderung zu navigieren. Gemeinsam gestalten wir dein neues Verhalten, damit du dich in deinem Leben wirklich wohl fühlst.

Ich bin seit 1975 Tochter und Schwester, mittlerweile Freundin, Nachbarin, Schwägerin, Arbeitskollegin, verheiratet und Mutter zweier wundervoller Mädchen. Ich liebe es zu lachen, zu reisen, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen. Musik, Meditation, Tanzen und Sport sowie Yoga helfen mir, neue Ideen zu bekommen und in meiner Kraft zu bleiben.

Ich bin neugierig, lustig, humorvoll, ehrlich, schnell, innovativ, ausdauernd, fundiert, strukturiert, kreativ, dezent und tief empathisch. Meine alltäglichen Erfahrungen mit meinem privaten Umfeld, meinen Freunden, der Familie und anderen Kulturen prägen mich ebenso wie meine beruflichen Tätigkeiten.

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Katja Kurz

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