„Das Ziel in die Gegenwart holen“ oder: „So schaffe ich es, ein Ziel zu erreichen“ - womenbiz

„Das Ziel in die Gegenwart holen“ oder: „So schaffe ich es, ein Ziel zu erreichen“

Veröffentlicht am 14. Januar 2021

Autorin: Anna Jelen

Ein Ziel liegt immer in der Zukunft. So ist die Versuchung nah, dass wir diesem Ziel hinterher rennen. Doch wie schaffen wir es, dass wir uns vermehrt auf den Prozess fokussieren und gar nicht so sehr aufs Ziel?

Liebe Leserin,
Beginnen wir mit einer Geschichte, die ich mit Mitte zwanzig erleben durfte, als ich an einem Workshop zur Persönlichkeitsentwicklung teilnahm, und zum ersten Mal herausfand, dass ich ein echtes Problem mit der Zukunft habe.

Story

„Schliessen Sie die Augen“, sagt der Workshop-Coach.
„Stellen Sie sich vor, Sie stehen mit beiden Füssen im JETZT. Nur das JETZT zählt. Jetzt lassen Sie uns gemeinsam eine Zeitreise machen. Stellen Sie sich vor, wo Sie in einem Jahr sein werden. Erstellen Sie ein positives Bild von sich selbst in einem Jahr. Wenn Sie dieses Bild im Kopf haben, machen Sie einen großen Schritt nach vorn. Nun werden wir das Gleiche mit fünf Jahren tun. Visualisieren Sie Ihre Zukunft. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Sorgen Sie dafür, dass es sich gut anfühlt. Wenn das erledigt ist, machen Sie einen weiteren Schritt nach vorne. Okay, ich sehe, wir haben da drüben ein Problem… an alle anderen, machen Sie weiter mit dieser Übung und erschaffen Sie Ihre glänzende Zukunft.“

Ich öffne leicht ein Auge und sehe den Trainer auf mich zukommen. Ich schliesse mein Auge wieder.

„Anna, was ist los?“ Der Coach steht neben mir. Ich öffne beide Augen. Ich sehe den Rest der Teilnehmer – etwa zehn Leute. Sie sind alle in der Zukunft. Viele Schritte vor mir. Und wo bin ich? Ich stehe blockiert in meinem JETZT.
Ich antworte: „Ich kann mein jetzt nicht verlassen.“
„Warum nicht?“ fragt der Coach.
„Weil dies ist wo ich bin. Ich bin wohl hier“, antworte ich.
Coach: „Aber, hast du nicht Träume und Visionen. Wo siehst du dich in einem Jahr? Wirst du dann immer noch hier leben? In dieser Firma arbeiten?“
Ich schaue ihn mit großen Augen an und sage: „In einem Jahr!? Wie soll ich das wissen? Vielleicht bin ich bis dahin schon tot.“
Jetzt sieht er mich mit großen Augen an: „Denkst du so?“
„Ja?“, antworte ich.

Ich war noch nie ein zukunftsorientierter Mensch. Ich war das Vorzeige-Beispiel dafür, im Hier und Jetzt zu leben. Das war der Ort, an dem ich sein wollte. Hört sich gut an, nicht wahr? Warte ab!
Das zweite Mal, als mir jemand diese Frage stellte: „Frau Jelen, wo sehen Sie Ihr Unternehmen in einem Jahr?“ war es mein Marketingberater, als ich mich selbständig gemacht hatte. Auch hier die gleiche Antwort: „Ich habe keine Ahnung!“
Mit dieser Einstellung, wirst du dein Unternehmen sanft über die Kante schieben. Es führte kein Weg daran vorbei. Ich musste lernen, Visionen und Ziele zu haben. Das war sehr schwierig für mich. Als junge Frau lehrten mich meine Nahtoderfahrung und andere Verluste, dass das Leben schneller enden kann, als man denkt. Diese Erkenntnis hat mich dazu gebracht, im Jetzt und nur dort zu bleiben – denn ich wusste, dort findet das Leben statt.

Ohne Ziel geht’s nicht

Aber man kann nicht arbeiten, ohne konkrete und klare Ziele zu haben. Denn ohne Richtung ist man verloren und ein Ziel ist eine nützliche Orientierungshilfe.
Aber das Beunruhigendste, was ich beobachte, wenn wir über Ziele sprechen, ist: Wir neigen dazu, ihnen nachzujagen. Hinterher zu eifern und wir werden ungeduldig.
Die Gedanken verbringen vermehrt Zeit in der Zukunft: „Wenn ich dies getan habe, wird dies eintreffen.“ Und man eilt ungeduldig. Und wenn du am Ziel ankommst, dann gibt es keine Garantie dafür, dass es sich gut anfühlen wird. Was tut man also? Man setzt sich ein neues Ziel und fängt wieder an zu jagen. Aus der Perspektive der Zeit ist das nicht ideal, denn man könnte an der Gegenwart vorbeieilen.

Was ich gelernt habe

In den letzten fünf Jahren habe ich mich aktiv mit dem Setzen von Zielen beschäftigt, viel experimentiert und daraus gelernt.
Zum Beispiel habe ich gelernt, wie es ist, halbherzige Ziele zu haben und Ziele, die man liebt. Nie wieder würde ich an einem halbherzigen Ziel arbeiten. Man braucht so viel mehr Anstrengung, um ein Ziel zu erreichen, wenn das Herz nicht schreit: „Booomshakalaka, let’s do this!“ Das Leben verändert sich, wenn du einen Plan hast, wo dein inneres Feuer lodert. Wenn du morgens aufwachst und das Einzige, was du tun willst, ist die Arbeit zu tun, die du tun musst, um dein Ziel zu erreichen. Wenn du dein Ziel liebst, dann sind alle Zutaten, die du brauchst einfach da. Selbst-Disziplin, Wille und Ausdauer sind automatisch da, weil es nichts anderes gibt, woran du arbeiten willst.
Auch der Fokus ist klar auf dem Ziel, weil das Ziel für dich Bedeutung hat, da vermeidest du Ablenkungen mit Leichtigkeit. Ein Ziel, das du liebst, daran wirst du jeden Tag arbeiten und dies bedeutet: Du hast den Prozess lanciert und das ist alles was nun zählt: der Prozess.
Ich habe gelernt mich nur darauf zu konzentrieren, denn das Grossartige dabei ist: so bleiben wir in der Gegenwart und man eilt nicht der Zukunft hinterher. Das Ziel ist nur das Ergebnis des Prozesses. Wenn du ein oder zwei Jahre brauchst, um dein Ziel zu erreichen, muss es sogar wichtig sein, dass du den Prozess geniessen kannst.

Das Ziel in die Gegenwart holen

Denke an die Anfangs-Story. Ich bin nicht die zukunftsorientierteste Frau. Ich muss immer in der Lage sein, die Zukunft in die Gegenwart zu verwandeln. Doch wie geht dies mit einem Ziel in der Zukunft? Ganz einfach:
Ich habe ein Ziel vor Augen, und ich frage mich: was kann ich heute tun, um dorthin zu kommen? Die wichtigste Frage überhaupt.
Indem du dein Ziel in dein tägliches Leben mitnimmst, fängst du an, am Prozess zu arbeiten. Jetzt geht es los!
Indem du alltägliche Gewohnheiten aufbaust, näherst du dich ich deinem Ziel jeden Tag mit einem Schritt. Gewohnheiten sind langfristig und wiederholend, und das ist das Training welches du brauchst, um besser zu werden und etwas zu erreichen.

Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass gewisse Ziele oder Pläne von einem Tag auf den anderen eliminiert werden können. Dann heisst es: Umdenken und neue Pläne entwerfen. Und dann geht’s wieder weiter mit einem Schritt nach dem Andern.

Ich wünsche dir viel Freude, Energie und Durchhaltevermögen, wenn es darum geht, dein Ziel zu erreichen. Nimm es gelassen, spielerisch und doch mit einer Prise Überzeugung.

Von Herzen,
AnnA

jelen seminare gmbh
Anna Jelen
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E-Mail: aj@anna-jelen.com
Webseite: www.annajelen.com

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