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Von Hühnereiern und Authentizität

Veröffentlicht am 18. März 2021

Autorin: Katia Corino

In diesem Artikel geht es um Sichtbarkeit und einen authentischen Firmenauftritt. 
Sie mögen sich jetzt fragen, was denn nun Hühnereier mit diesen beiden Themen zu tun haben? Soviel vorne weg; es hat mit dem Gegackere zu tun … 

In einer der ersten Unterrichtsstunden in der Weiterbildung zum MAS in Business Communication konfrontierte uns der Dozent mit der Frage, ob in der Kommunikation das Zitat «Tue Gutes und sprich darüber.» zum Tragen kommt oder nicht. Die Diskussion, die darauffolgte, war hitzig: Darf man kundtun, wenn man etwas Gutes getan hat oder wird es als selbstgefälliges Schulterklopfen wahrgenommen? Wie so oft, liegt der feine Unterschied in der Tonalität. Ist es ein Gegackere oder ein Gorilla-Brustklopf-Gebrüll? Beides liegt in der Natur des entsprechenden Tieres und darf somit als authentisch wahrgenommen werden. Der Gorilla markiert damit sein Revier, was für uns Menschen insofern von wenig Relevanz und Interesse ist, da wir kaum Revierüberschneidungen mit Gorillas haben … (na ja, manchmal vielleicht schon …) 

Das Huhn hingegen gehört in unsere Breitengrade und sie kreuzen auch mal unsere Wege. Dies führt uns zurück zur Frage, weshalb wir Hühnereier essen und wir uns nicht auf Enteneier eingeschossen haben. Auflösung gibt ein Zitat von Henry Ford: «Enten legen ihre Eier in Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier.» 

Das Huhn macht sich durch sein Gegacker sicht- und hörbar, betreibt es doch tatsächlich Werbung: «He, seht mal her, ich habe etwas Gutes vollbracht!»  

Einem Huhn unterstelle ich keine kalte Berechnung, dass es die Enten damit ins Abseits stellen will. Nein, es ist vielmehr einfach ein Kundtun, dass ein Ei gelegt wurde. Weshalb es während oder kurz nach dem Eierlegen gackert, konnte mir auch eine Kindergartenfreundin, die in Wales (GB) lebt und mittlerweile eine 20-köpfige Hühnerschar ihr Eigen nennt, nicht beantworten. Von ihr stammt auch das entzückende Bild der beiden «Hühner auf dem Stängeli». 

Was möchte ich uns mit dieser Metapher sagen?  

Die Hühner verhalten sich authentisch. Es liegt in ihrem Naturell Eier zu legen und zu gackern. Sie machen dadurch auf sich aufmerksam, verstellen sich jedoch nicht und preisen ihre Eier auch nicht als besser oder grösser an, als sie es sind. Diesbezüglich würden sie in beiden Fällen nicht gegen die Eier der Enten ankommen. 

Als Firma authentisch auftreten 

Authentisch (=echt, verbürgt, zuverlässig, sich selbst sein) zu sein, bedeutet ehrlich zu sich und anderen zu sein. Es bedeutet, sich im Klaren zu sein, welche Werte man konsequent lebt, was man kann und was nicht, wen man ansprechen will und wen nicht. Das heisst auch, zu seinen Schwächen zu stehen, denn sie lassen die Stärken erst richtig hervortreten. Wer alles kann, kann oft wenig. 

«Insane honesty» (=irrsinnige Ehrlichkeit) nennt sich diese Marketingstrategie. Vorgemacht hat es VW als sie in den Sechzigerjahren den Käfer mit dem Slogan: «It’s ugly, but i gets you there.» auf den amerikanischen Markt brachten. Zur damaligen Zeit waren in den USA gross, schwere und benzinfressende Autos angesagt. VW stand ehrlich zur vermeintlichen Schwäche in punkto Optik, trumpfte dafür mit einer neuartigen Luft- statt Wasserkühlung auf, die mehr Zuverlässigkeit versprach. Die Ehrlichkeit von VW brachte den Käfer zum Erfolg. 

Werte als Kundensieb 

Authentizität im Firmenauftritt, ob On- oder Offline, als Onewoman oder als Grosskonzern, siebt automatisch diejenigen Kunden aus, die Sie bestimmt nicht möchten. Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wie Ihr absoluter Traumkunde aussieht? Ist dieser einmal definiert, kann es durchaus vorkommen, dass die bestehende Kundschaft auf eine Handvoll zusammenschrumpft. Wie wäre es, wenn Sie nur noch Traumkunden hätten? 

Der gemeinsame Nenner mit Ihren Traumkunden sind Ihre Werte, die sich u.a. in Ihrem Online-Auftritt widerspiegeln sollten. Hierbei handelt es sich nicht unbedingt um Leitsätze oder einzelne Worte, die gerne meist mehr Schein als Sein sind. Beschreiben Sie lieber Ihr WARUM, was macht Sie und Ihr Angebot so einzigartig? Der Schlüssel liegt in Ihrer ganz persönlichen Geschichte, Ihren Talenten und Erlebtem. Sie haben Sie dahin gebracht, wo sie heute sind. In solchen ehrlichen Geschichten offenbaren sich dem Leser einerseits die Werte des Absenders, andererseits zeigen sich bereits Stärken und Schwächen. Bewusst oder unbewusst, reagiert der Leser darauf. Es entsteht eine Verbindung oder – bei keiner Übereinstimmung der Werte – eben nicht.  

Die Sehnsucht nach uns selbst 

Die Sehnsucht nach Authentizität ist weit verbreitet. Kommt es davon, dass wir (zu) viele Jahre im beruflichen wie auch privaten Leben eine Maske tragen? Haben wir uns zum Erfolgszweck ein so perfektes Image zugelegt, das sogar besser als das Original ist? Wo ist die Grenze zwischen meinem echten Ich und dem designten Ich? Es geht um Selbstmarketing, die «persönliche Marke», die gerade für den beruflichen Erfolg als wichtig erachtet wird.  

Der mutige Weg zu Authentizität und Sichtbarkeit 

Der Weg zur wahren Authentizität braucht Mut. Die Bereitschaft, sich «nackt» und ehrlich zu betrachten, sich über Stärken und Schwächen, Gefühle, Motive und Werte bewusst zu werden, ist die Voraussetzung. Es geht um Bewusstsein, Aufrichtigkeit und Konsequenz.  

Wer nicht zu Gorilla-Gebrüll neigt, hat oft Angst davor, sein Licht unter dem Scheffel hervor zunehmen. Der Grund dafür liegt nicht zwingend darin, dass zu wenig Vertrauen in sich und seine Stärken besteht, sondern auch – oft unbewusst, weil die Schwächen dann ebenso sichtbar werden. Dabei sind es oft genau sie, die uns für jemand anders nahbar und menschlich erscheinen lassen. Selbst Superman und Superwoman sind nicht perfekt und unfehlbar. 

In der humanistischen Psychologie geht es bei Authentizität um existentielle Belangen, die Fähigkeit zu entscheiden, handeln, Verantwortung tragen und Sinnhaftigkeit zu finden. 

Geht es im Unternehmertum nicht auch um Existent, Entscheidungen, Handlungen, Verantwortung und Sinn? 

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