Krisenmanagement: Bereit für den Ernstfall? - womenbiz

Krisenmanagement: Bereit für den Ernstfall?

Veröffentlicht am 6. Juli 2022

Autoren: Rochester-Bern Executive Programs und womenbiz ag

In Cybervorfällen und Betriebsunterbrechungen sehen Schweizer Unternehmen im Jahr 2022 die grössten Risiken. Doch was tun, wenn der Ernstfall eintritt? Wäre dein Unternehmen im Krisenfall bereit? Bettina Zimmermann, CEO von GU Sicherheit & Partner AG und Gabrielle Cacciatore-von Mandach, Geschäftsführerin von womenbiz AG, zeigten Führungskräften im Studiengang «CAS Wirksames KMU-Management», wie sie möglichst gut mit Krisen umgehen. Einige ihrer Kernaussagen, sind in diesem Beitrag zusammengefasst.

Jeder meint, dass es nur die anderen trifft und nimmt sich daher oft nicht genügend Zeit, um sein Unternehmen auf Krisen vorzubereiten. Dies hat auch die Corona-Pandemie gezeigt: Die wenigsten haben sie kommen sehen und viele Unternehmen haben nur auf die Entscheidungen des Bundesrates gewartet, anstatt proaktiv zu handeln. Natürlich können Firmen sich nicht auf alle möglichen Szenarien vorbereiten, doch ein Vorausdenken und ein klarer Ablauf im Ernstfall helfen, eine Krise gut zu bewältigen. «Ausserdem kann eine Krise auch eine Chance sein – entscheidend ist, wie diese bewältigt wird», sagt Bettina Zimmermann.

Als Beraterin im Bereich Krisenmanagement hat sie schon über 100 Unternehmen durch schwierige Zeiten begleitet. Einige Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag zeigen, welchen Situationen Unternehmen konkret ausgesetzt sind: Ein Brand, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde, doch sowohl der Server wie auch die Backup’s zerstört wurden. Eine Cyber-Erpressung, die den Geschäftsführer zur Entscheidung zwang: «zahlen oder nicht zahlen?» Ein Mitarbeiter, dem gekündet wurde und der anschliessend mit Gewalttaten drohte. Alles Geschichten, die geschehen sind und die wahrscheinlich auch deinem Unternehmen passieren könnten.

Drei Hauptkomponenten für ein wirksames Krisenmanagement

Um sich möglichst gut auf Krisen vorzubereiten, braucht es drei Hauptkomponenten:  Organisation, Infrastruktur und Prozesse:

  • Organisation: Wer sitzt im Krisenstab und bewältigt das Ereignis?
  • Infrastruktur: In welchen Raum kann man sich für die Ereignisbewältigung zurückziehen?
  • Prozess: Weiss jeder, was während einer Krise seine Aufgabe ist?

Idealerweise bereiten sich Unternehmen vor, bevor eine Krise eintritt und stellen dadurch sicher, dass im Ernstfall durch ein wirksames Krisenmanagement das schlimmste abgewendet werden kann. Nebst diesen harten Faktoren spielen während einer Krise natürlich auch der Faktor Mensch und die Emotionen eine wichtige Rolle:

Emotionsmanagement

«Eine Krise wird begleitet von Emotionen» sagt Gabrielle Cacciatore-von Mandach. Sie ist mehrfache Unternehmensgründerin und seit 19 Jahren in leitender Funktion eines Ärztezentrums tätig. Somit hat auch sie bereits einige Krisen miterlebt und kennt die Bedeutung von starken Gefühlen in solchen Situationen. Es ist unumgänglich, dass Krisen grosse Emotionen hervorrufen und damit müssen Führungskräfte umgehen können. Zudem sollten Sie immer bedenken, dass die Beteiligten vielleicht auch noch weitere persönliche Probleme mit sich herumtragen: Scheidung, kranke Verwandte, Todesfall in der Familie etc. Hier ist Feingefühl gefragt! 

Um sich selbst nicht in den Gefühlen – und vor allem nicht in der Angst – zu verlieren, empfiehlt Gabrielle die sogenannte Helikopterperspektive einzunehmen: «Betrachte die Gesamtsituation und deine eigene Person innerhalb dieser Situation von aussen. Frage dich: «Was funktioniert noch? Und was ist das Wichtigste und Dringlichste, das ich machen muss?» So kannst du irrationale und unüberlegte Reaktionen vermeiden».

Wichtig ist auch, dass gerade Führungspersonen bei Krisen, die länger dauern, nicht in ein Hamsterrad geraten und schlussendlich ausbrennen. Erholung brauchen alle von Zeit zu Zeit. «Ein Unternehmen muss so gut aufgestellt und organisiert sein, dass es eine Weile auch ohne Führungsperson funktionieren kann. Sorge in krisenfreien Zeiten für die entsprechende Vorbereitung», so Cacciatore-von Mandach. Nebst optimierten Strukturen und Prozessen und empathischem Mitarbeitermanagement sind gesundheitliche Aspekte wie eine gute Ernährung, genügend Schlaf, Bewegung sowie ein positiver Mindset sehr wichtig, um dann, wenn eine Krise eintritt, nicht bereits geschwächt in diese hineinzugehen.

Medien: Immer und überall

«Heute gibt es keine Redaktionsschlüsse mehr. Wir leben in einer Zeit, in welcher rund um die Uhr die neuesten Meldungen veröffentlicht werden und alles wird konstant kommentiert», sagt Zimmermann. Eine Flut an Informationen müssen Unternehmen vor allem in Krisenzeiten bewältigen. Dabei gibt es gemäss Zimmermann drei Fehler, die es zu vermeiden gilt:

  1. Keine Salamitaktik, sondern von Anfang an offen und ehrlich im Rahmen des möglichen kommunizieren.
  2. Den Medien zu sagen «wir sagen nichts» ist keine Option, weil die Medien immer jemanden finden, der ihnen Auskunft gibt.
  3. Bei der Kommunikation die Mitarbeitenden nicht vergessen. In der Krise gilt der Grundsatz – intern vor extern oder zumindest gleichzeitig.
Krisenmanagement lohnt sich

Krisenmanagement ist eines dieser Themen, bei dem man immer noch mehr tun könnte: Noch mehr vorsorgen, noch mehr planen, noch mehr Szenarien durchgehen. Diese Endlosigkeit sollte aber niemanden dazu verleiten, das Thema ganz aufzugeben und sich überhaupt nicht damit zu befassen. Im Gegenteil, Unternehmen und ihre Führungspersonen sollten sich massgeschneidert auf ihr Unternehmen pragmatisch und praxisorientiert auf mögliche Krisensituationen vorbereiten und sich mit dem Thema Krisenmanagement frühzeitig auseinandersetzen. Wenn der Ernstfall eintritt, wird man dafür dankbar sein.

Krisenmanagement: Bereit für den Ernstfall?

Gaby Cacciatore-von Mandach und Bettina Zimmermann

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