So gibst du Aufgaben smart ab und stärkst dein Team
Wie du als Führungskraft gezielt Aufgaben für mehr Effizienz abgibst, dadurch dein Team stärkst und dich selbst entlastest.
Autorin: Bettina Bergmann
2012/13 war ich hauptsächlich damit beschäftigt, meinen schwer krebskranken Mann zu versorgen. Diagnose: Glioblastom – Hirntumor übelster Sorte. Ich habe mich einfach um alles gekümmert:
Diese und ähnliche Situationen haben mein Leben über viele Monate geprägt. Ich habe alles kontrolliert, was mein Mann gemacht hat, um zu verhindern, dass sich sein Zustand verschlechtert oder irgendein Drama passiert.
Kontrolle. Ungebremste Kontrolle.
Auch wenn ich jetzt mit zeitlichem und emotionalem Abstand über dieses Verhalten nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass es richtig war. Mein Mann war nicht in der Lage, selbst Verantwortung für ganz alltägliche Dinge zu übernehmen, weil seine Krankheit das verhindert hat. Also bin ich eingesprungen. Also habe ich die Kontrolle übernommen, weil es medizinisch notwendig war.
Offenbar hat mich diese Zeit damals so geprägt, dass ich mich heute mit meinem Partner oft ganz ähnlich verhalte.
Natürlich nicht immer und so dicht gedrängt, wie ich das jetzt hier beschreibe, aber so oft, dass er manchmal ein bisschen ausflippt, obwohl er für meine Geschichte und meine Erfahrungen viel Verständnis hat.
Warum ist mein Verhalten hier völlig unangemessen? Ganz klar: Unsere Beziehung ist eine auf Augenhöhe. Wir sind gesund und zurechnungsfähig. Wir können auf uns selbst achten und Verantwortung übernehmen. Wir sind erwachsene Menschen. Und genau deshalb ist so ein Verhalten, wie ich es oben beschrieben habe, übergriffig, unnötig und einfach fehl am Platz.
Zu viel Kontrolle. Lästige Kontrolle.
Wenn ich heute mein Verhalten reflektiere, ist mir sofort klar, dass das so nicht geht. Aber die Frage ist: Wie kann ich das abstellen? Wie gelingt es mir, mein Verhalten nachhaltig zu ändern?
Wie immer: Der wichtigste erste Schritt ist Selbstreflexion.
Für die Antwort auf diese Frage lohnt es sich auf drei Ebenen zu forschen:
Wenn wir über Kontrolle nachdenken, ist das oft gekoppelt an eine unausgesprochene Annahme. Wir denken nämlich, es ist vermutlich besser, weniger zu kontrollieren. Ich finde allerdings, dass wir das etwas differenzierter sehen sollten.
Kennst du den LINC Personality Profiler? Das ist ein wissenschaftlich basierter Persönlichkeitstest, der im ersten Teil Auskunft über deine Big Five gibt, d.h. über deine charakterlichen Ausprägungen und bevorzugten Verhaltensvarianten. Hier gibt es die Pole «Kontrollorientierung vs. Spontanität». Und manche Menschen haben einfach ein stärkeres Kontrollbedürfnis als andere. Das kann man so auch erst einmal akzeptieren.
Vielleicht hast du jetzt aber das Gefühl, es ist zu viel des Guten, du willst etwas ändern und lernen loszulassen. Dann kann hier ein sehr starkes Gefühl ins Spiel kommen, das versucht, dich an diesem Loslassen zu hindern: deine Angst.
Und vielleicht ist es auch die Angst, keine Macht mehr zu haben. Kontrolle und ein Gefühl von Macht sind nämlich sehr nah beieinander. Du spürst, dass du Kontrolle ausüben willst, aber gleichzeitig sehnt sich ein Teil in dir auch danach, einfach kreativ, leicht und lebensfroh zu sein.
Du hast so viele liebenswerte Eigenschaften und grossartige Fähigkeiten und trotzdem vertraust du dir oft nicht. Ist doch grotesk, oder? Versuch einfach mal, dich öfter an deine Stärken zu erinnern.
Das bringt dir für den Ernstfall einen riesengrossen Vorteil: Du weisst dann nämlich, dass du mit all deinen Gaben schon Lösungen finden wirst – auch wenn du nicht alles unter Kontrolle hast und die Dinge anders laufen als erwartet. «Ich kann mich auf mich verlassen.» – Mach dir diesen Satz zu eigen. Hilft ungemein.
Im Business-Kontext wird das Thema vor allem dann relevant, wenn du mit anderen zusammenarbeitest oder dich auf ein Team verlassen möchtest, weil Mitarbeitende oder VAs wichtige Aufgaben übernehmen. Kontrolle abgeben und smart delegieren – wie kann das funktionieren?
Wenn ich es selbst mache, weiss ich, dass es gut wird.
Diese Haltung kennst du bestimmt, oder? Denn du bist genau, fleissig, anspruchsvoll. Du kontrollierst alles so oft, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist – du legst eine Präzision an den Tag, die du bei anderen oft vermisst.
Dieser Anspruch bringt dir vermutlich Erfolg, ist aber auf Dauer nur schwer realisierbar, weil es einfach zu viel wird, um das du dich kümmern musst.
In meiner Selbstständigkeit habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich nicht alles selbst machen kann, wenn ich z.B. auf mehreren Kanälen präsent sein möchte. Bei der Frage, was ich abgeben will, habe ich darauf geachtet, was bei mir am längsten dauert bzw. was mir am wenigsten Spass macht.
Die Antwort war schnell klar: Posts für Social Media erstellen. Vor allem die Grafiken habe mich extrem gestresst. Obwohl ich inzwischen schöne Vorlagen in meinem Design hatte, wurde die Arbeit an den Bildern immer eine sehr zeitraubende Angelegenheit. Mit jedem Wort, das länger oder kürzer war als in der Vorlage geplant, habe ich mir das Layout zerschossen und musste ewig nachbessern – echt nicht mein Ding.
Echte Challenge. Denn damit war auch verbunden Kontrolle abzugeben.
Aber wie so oft: Es geht nicht um ganz oder gar nicht. Ich finde wichtig zu überlegen, in welchem Mass und an welcher Stelle Kontrolle angemessen ist und wo ich sie abgeben sollte.
Bloss wie finde ich eine VA, die meinen Ansprüchen genügt und gut zu mir passt? Ich habe recherchiert und vor allem darauf geachtet, ob mir der Schreibstil passt. Hat sie Sprachgefühl, gefällt mir der Stil, schreibt sie sprachlich korrekt. Und: Ist mir der Mensch sympathisch? So bin ich auf eine VA aufmerksam geworden – Lektorin, Weltreisende, wohnhaft im Ruhrgebiet. Da passte viel.
Diese VA hatte den Auftrag, meine Blogartikel zu Social Media Posts zu verarbeiten. Jeweils für einen Monat planen, insgesamt 8 Posts (zwei pro Woche). Dazu eine Grafik erstellen aus meinen Vorlagen und das Ganze als Anhang (Word-Datei und Bilder) per Mail am Ende des Monats schicken.
Die Rahmenbedingungen waren klar definiert:
Alle Posts sind also regelmässig vorbereitet, die Grafiken erstellt und ich mache quasi den finalen Check und übertrage die Posts ins Planungstool Buffer.
Für mich war dieses Vorgehen die richtige Mischung aus Loslassen und Kontrolle. Ich habe sehr schnell festgestellt, dass ihre Posts klasse waren. Sie trafen immer den Kern und sie gefielen mir auch sprachlich. Ich konnte also meinen Vertrauensvorschuss in echtes Vertrauen umwandeln. Und ich habe einen Rest Kontrolle behalten, indem ich das Planen/Posten selbst übernommen habe. Das hat mich beruhigt und mir ein sicheres Gefühl gegeben. Für mich ist das Mass entscheidend. Wieviel Kon-trolle ist für mich sinnvoll? Und wieviel kann/will ich abgeben?
Wenn du dich fragst, warum ich in der Vergangenheit schreibe: Ich habe mich von Instagram verabschiedet, brauche dafür keine VA mehr. Ist nicht meine Plattform – vielleicht auch, weil ich manches nicht so gut kontrollieren kann wie z.B. bei LinkedIn. Hier kann ich gezielt Vernetzungsanfragen stellen, bei Insta habe ich keinen Einfluss darauf, wer mir folgt.
Welche Bereiche in deinem Business sind dir wirklich wichtig? So wichtig, dass du sie auf jeden Fall selbst machen möchtest? Und wozu hast du absolut keine Lust?
Weitere Aufgaben, die ich delegiere: Google Ads, Meta Ads – einfach, weil ich zu diesem technischen Kram keine Lust habe.
Ich habe es aber zunächst selbst gelernt. Jetzt denkst du. «Huhu, da ist sie wieder – die Kontrolle: Dann kann sie nämlich kontrollieren, ob auch alles richtig läuft.» Nein, so ist es nicht. Ich weiss zwar grob, wie es geht, aber hier gebe ich wirklich ab. Mir reicht das Ergebnis (Menschen tragen sich in meine E-Mail-Liste ein für Newsletter oder 5-Tage-Kurs) und ein monatlicher Call mit der Ad-Expertin zum Report.
Delegieren hat ganz stark damit zu tun, was mir wirklich wichtig ist und was weniger. Meine Botschaften, meine Texte sind mir extrem wichtig. Deshalb bleibt auch das Schreiben der Blogartikel Chefin-Sache. Technik kann ich entspannt abgeben. Buchhaltung ist für viele auch so ein Thema: Selbst machen mit Lexware z.B. oder Teile an den Steuerberater abgeben. Hier ist vermutlich weniger Kontrolle das Thema als die Frage: Wieviel Geld tausche ich gegen Zeit?
Du kannst nicht kontrollieren,
Du kannst dich selbst fragen: Bin so mit mir zufrieden? Ok. Dann kann das in die Öffentlichkeit – und zwar unabhängig davon, was die anderen denken. Wichtig ist nur: Du bist mit dir und dem, was du rausgibst, im Reinen. Also das Allerwichtigste: Vertrau dir selbst und deinen Fähigkeiten, Botschaften, deiner Persönlichkeit. Wie immer: Selbstvertrauen ist das Allerwichtigste für deinen Erfolg.
«Verlieren» geschieht nicht mit Absicht. Es geschieht einfach. Ich verliere einen Ring. Ich verliere einen Schlüsselanhänger. Das will ich nicht, sondern es geschieht. Du willst das nicht, aber du kannst es nicht steuern. Du bist machtlos und diesen Zustand willst du auf jeden Fall vermeiden. Denn: Wir wollen etwas bewirken, selbstwirksam sein. So ist auch das Loslassen eine bewusste Handlung. Du hast dich entschieden, z.B. einer VA zu vertrauen, Teile deiner Arbeit abzugeben und Kontrolle auf ein für dich verträgliches Mass zu reduzieren.
Zentrale Fragen für die Entscheidung, ob und wo du Kontrolle abgeben möchtest, sind:
Den Post oder Blogartikel ein letztes Mal Korrekturlesen – ok. Hier will ich beeinflussen, dass der Text fehlerfrei ist.
Sicherstellen, dass mein Partner auch immer seinen Knieschoner zum Laufen trägt – werde ich nie vollständig kontrollieren können. Hier ist mein Einfluss gering. Daher diese Dinge am besten lassen. Sie belasten nur dich selbst und die Beziehung. Ein Nutzen hat keiner davon. Hier ist es wichtig, Vertrauen zu lernen.
Wenn du spürst, dass das Kontrollieren störend wird, frag dich:
Dann kannst du entscheiden, was du wann an wen delegierst und wo du lernst zu vertrauen – dir selbst und anderen.
Übrigens: Zentral finde ich auch zu unterscheiden, ob ich jemanden kontrolliere oder etwas. Andere Menschen kontrollieren zu wollen, führt meist zu grösseren Konflikten, weil es sich einfach nicht gut anfühlt, kontrolliert zu werden. Ein Produkt, ein Ergebnis zu kontrollieren, kann Teil sinnvoller Absprachen sein und damit von beiden Seiten akzeptiert als eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Bettina Bergmann bezeichnet sich selbst als Persönlichkeitsschürferin. Als Business-Mentorin unterstützt sie Frauen dabei, ihre Einzigartigkeit ans Licht zu bringen und ein erfolgreiches Coaching-Business aufzubauen. Echt, ehrlich und mit ihrer ganz persönlichen Note.
Sie ist Bergführerin, Tour-Guide und Personal-Trainerin in einem: Für einen sicheren und klaren Start in die Selbstständigkeit.
Ihre Vision als Coach: Sich einsetzen für eine Welt, in der immer mehr Menschen an sich glauben und ein erfülltes Leben führen.
Bettina Bergmann Coaching für Frauen UG
Bettina Bergmann
Webseite: bettina-bergmann.de
Email: kontakt@bettina-bergmann.de
Telefon: +49 157 30 220 192
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Finde die Balance: Wie du Ängste konstruktiv nutzt, Kontrolle bewusst abgibst und dein Business selbstbewusst führst.