Familien werden durch Weiterbildung der Eltern gestärkt
Autorin: Christine Kreis
Management- und Führungskompetenzen sind im Job und als Eltern gefragt. 2022 schloss ich erfolgreich einen Rochester-Bern Executive MBA ab. Meine Erfahrungen zeigen, dass die ganze Familie davon profitiert, wenn Mami oder Papi wieder die Schulbank drückt.
Mit 43 einen Executive MBA zu beginnen, klang am Anfang verrückt. Mein Mann und ich bekleiden beide Führungspositionen. Ausserhalb des Büroalltags sind wir mit den Hausaufgaben und Sportaktivitäten unserer drei Kindern beschäftigt. Dazu kommen Tätigkeiten in Service-Clubs. Das Alltagstempo ist hoch. Wie würden wir all dies managen, wenn ich über 15 Monate studiere? Wird sich die Investition lohnen? – Sechs Monate nach meinem Abschluss lautet die Antwort: «ja!».
Familien On-Boarding: Gemeinsam Ziele setzen und eine «Roadmap» kreieren
Die Idee kam ursprünglich von meinem Mann, der sieben Jahre vor mir das EMBA-Studium bei Rochester-Bern absolviert hatte. Er wusste von meinem Traum ein Unternehmen zu leiten und ermunterte mich nach 17 Jahren wieder zu studieren. Um den nächsten Karriereschritt zu erreichen, war es wichtig meine Kompetenzen in Wirtschaft, Finanzen und General Management zu stärken. So würde ich ein holistisches Verständnis von Unternehmensführung erlangen. Als mein Mann und ich überzeugt waren, haben wir es mit den Kindern am Familientisch besprochen. Zusammen entwickelten wir einen Plan: Alle zwei bis drei Wochen würde ich Ende Woche in die Schule gehen. Einige Abende und ein Tag am Wochenende würde ich mir Zeit fürs Lernen und für Prüfungen einplanen: ca. 15 Stunden in der Woche. Der Rest der Zeit war für die Familie reserviert.
Vor dem Start des Executive MBA hatten wir ein Ziel und einen Plan erarbeitet. Auf diesen Plan haben wir als ganze Familie angestossen.
Es braucht mehr als einen Hut, um alles zu meistern
Alles unter einen Hut zu kriegen, ist bei einem EMBA-Studium unmöglich. Es gibt mehrere Hüte, die von verschiedenen Leuten getragen werden, wenn eine Familie sich dafür entscheidet. Mein Mann ist zu Hause mehr «eingesprungen» als vorher. Zum Beispiel hat er die Planung der Aktivitäten der Kinder übernommen, und fuhr teilweise alleine mit ihnen in die Ferien. Unsere Nanny kam öfter zu uns, damit ich in die Schule gehen konnte. Sie hat für uns gekocht und im Haushalt geholfen. Gute Freunde haben unsere Kinder zu ihren Sportaktivitäten gebracht, als ich während einem Monat in Rochester, USA war.
Auch im Büro hat man mir den Rücken gestärkt. Meine Vorgesetzte hat mich von Anfang an unterstützt und war für mich ein wichtiger «Sparring Partner» für Ideen in Bezug auf Arbeiten, die ich für das Studium geschrieben habe. Das gesamte Team hat mehr Verantwortung übernommen als ich in der Schule war, damit ich mich voll und ganz den Kursen widmen konnte. Eine weitere Stütze waren meine Studienkolleg/innen, mit denen ich gemeinsame Arbeiten geschrieben habe.
Auf dieser Reise war ich nie alleine, weil ich den Hut, den ich sonst trage mit anderen teilen konnte. Dies war für meine persönliche Entwicklung ein wichtiger Schritt und ein Muss, um als Familie das EMBA-Studium erfolgreich absolvieren zu können.
Beim Abschluss stärker als Familie
Meine Familie war für mich wie der Nordstern während einer Weltreise. Es gab Zeiten, in denen ich aus meiner Komfortzone gelockt wurde und mir die Lernkurve unüberbrückbar vorkam. So ging es den Kindern manchmal auch in der Schule. Dieses Erlebnis haben wir besprochen und uns entschlossen, unser Bestes zu geben und weiterzumachen. Wir hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen und einen Plan, um es zu erreichen.
Aus dieser Sicht kann ein EMBA als positive Externalität betrachtet werden. Im Kurs „Managerial Economics“ hatten wir gelernt, dass Externalitäten einen Effekt auf Dritte bedeutet, der sowohl positiv als auch negativ sein kann. Eine Externalität ist ein Nutzen, der Dritten aus einer Transaktion erwächst. In Bezug auf ein EMBA-Programm gehen die Vorteile weit über die persönliche Karriereentwicklung hinaus und bringen auch anderen einen Nutzen – an der Arbeit, aber auch zu Hause.
Im «Leadership & Organisation» Kurs haben wir beispielsweise ein Framework erarbeitet, um uns auf schwierige Gespräche vorzubereiten. Dieses habe ich auch mit meinen Eltern und Kindern angewendet. Während dem «Sales & Distribution Management» Kurs befassten wir uns mit Anreizsystemen für Mitarbeitende und Kund/innen. Die gleichen Konzepte spielen zu Hause beim Verdienst von Taschengeld eine Rolle. Buchhaltung ist wichtig für den Haushalt, sowohl für unsere Planung als auch, um unseren Kindern zeigen zu können, wie wir unser Leben finanzieren. Prioritäten setzen, effektives Zeitmanagement und Durchhaltevermögen sind weitere wichtige Kompetenzen, die ich durch den EMBA festigen konnte und welche unsere Kinder während dieser Zeit mitbekommen haben.
Als meine Töchter an der Abschlusszeremonie meinen Hut aufsetzten, hat mich dies zum Nachdenken gebracht. Er gehört auch ihnen – als Symbol unserer Kollaboration in den letzten 15 Monaten. Wenn meine Töchter sehen, wie ihr Papa ihre Mama bei der Verwirklichung ihrer Karriereträume unterstützt so wie es Mama sieben Jahre vorher gemacht hat, hoffe ich, dass sie später an diesen Hut denken und den Mut haben, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Es gibt immer einen Weg und dieser wird sich lohnen!
Über die Autorin
Christine Kreis wurde 1978 in Kanada geboren. An der University of British Columbia hat sie Soziologie studiert, und danach in Toronto ihre Karriere in der Kommunikationsbranche begonnen. 2005 absolvierte sie ein Masterstudium in Kultur- und Medienwissenschaften an der London School of Economics. Im gleichen Jahr zog sie in die Schweiz. Von 2006 – 2018 arbeitete sie in der Beratung, in der Energiebranche und im Hochschulbereich in leitenden Kommunikationsfunktionen, zuletzt als Kommunikationsdirektorin am World Trade Institute der Universität Bern. Seit Oktober 2018 arbeitet sie bei Rochester-Bern Executive Programs als Leiterin vom Executive MBA Programm. Nachdem sie 2022 selber das Rochester-Bern EMBA absolvierte, wurde sie zu Chief Operating Officer befördert. Christine Kreis ist verheiratet und hat drei Töchter.
Rochester-Bern Executive Programs
Christine Kreis
Telefon: +41 31 684 34 77
Mail: info@rochester-bern.ch
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