Erfolgsautorin Patricia Küll "Erfolg mal anders betrachtet" - womenbiz

Erfolgsautorin Patricia Küll „Erfolg mal anders betrachtet“

Veröffentlicht am 16. Mai 2018

Wie definieren Sie Erfolg?

„Wie erfolgreich läuft denn dein Buch?“ Mit dieser Frage wurde ich in den vergangenen Monaten häufig konfrontiert und irgendwie fehlte mir jedes Mal die richtige Antwort. Ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Denn diese Frage kann man so oder so beantworten. Eigentlich hätte ich mit einer Gegenfrage antworten müssen. Und zwar: „Wie definierst du denn Erfolg?“

Die meisten setzen Erfolg gleich mit „höher, schneller, besser, mehr“. Mehr Geld, schnelleres Auto, größeres Haus, Karriereleiter hoch. Menschen, die beim Spiel „Meine Villa, mein Reitpferd, meine Yacht“ mitspielen können, gelten gemein hin als erfolgreich. Erfolg ist also oft vor allem monetär. Wer viel hat und viel verdient, gehört zu den Erfolgreichen.

Die Entdeckung Amerikas war eigentlich kein Erfolg

Doch es gibt auch andere Definitionen. Wikipedia sagt dazu: „Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen gesetzter Ziele. Das gilt sowohl für einzelne Menschen als auch für Organisationen. Bei Zielen kann es sich um eher sachliche bzw. materielle Ziele, wie zum Beispiel Einkommen, oder um emotionale bzw. immaterielle Ziele, wie zum Beispiel Anerkennung, handeln.“ Hier geht es also nicht hauptsächlich um Geld, sondern darum, dass ich ein Ziel erreiche.

Das müsste dann ja bedeuten, dass ich erfolgreich bin, wenn ich mir vornehme, fünf Kilo abzunehmen und dieses Ziel auch erreiche. Das würde aber auch bedeuten: wenn ich mir vornehme, in kürzester Zeit so viel Drogen zu konsumieren, dass ich davon abhängig werde und dieses Ziel erreiche, bin ich auch erfolgreich.

Und andersrum gedreht würde es bedeuten, dass man nicht erfolgreich ist, wenn man zufällig etwas erreicht. Demnach war Christopher Columbus mit der Entdeckung Amerikas gar nicht erfolgreich, weil die Entdeckung Amerikas gar nicht sein Ziel war. Er wollte ja Indien entdecken. Und all die anderen Erfinder, die zufällig tolle Dinger entdeckt haben, sind dann nach Wikipedia-Definition auch nicht erfolgreich? Penicillin, Süßstoff, Viagra – alles zufällige Entdeckungen und damit nicht als Erfolg zu werten? Sie sehen, die Definition von Erfolg ist gar nicht so einfach.

Sich gegenseitig erfolgreich unterstützen

Wobei diese Definition „Ziele erreichen = Erfolg“ weit verbreitet ist. Gerade eben habe ich in den sozialen Netzwerken vom „Erfolgsmontag“ gelesen. Unter dem Motto „eine neue Woche beginnt und damit die Möglichkeit, neue Ziele zu erreichen“ sollen die Mitglieder (in diesem Fall alle weiblich) ihre Ziele posten, die sie in der Woche erreichen möchten. Da war von „3 neue Kunden gewinnen“ über „das erste Mal mit einer Klientin ins Morphische Feld gehen“ bis zu „10 Seiten Magisterarbeit schreiben“ alles Mögliche dabei.

Dabei geht es wohl nicht in erster Linie darum, fett anzugeben, was man alles Tolles leistet (ich behaupte hier einmal frech, dass es darum viel mehr gehen würde, wenn Männer ihre Ziele posten würden), sondern darum, die Ziele a) zu veröffentlichen und damit die Chance, dass diese verwirklicht werden, zu vergrößern und b) darum, dass sich die Frauen gegenseitig unterstützen können. Diese Definition von „Erfolgreich sein = Ziele erreichen durch gegenseitige Unterstützung“ gefällt mir.

Da hinken wir Frauen den Männern leider immer noch etwas hinterher, aber es ist schon so viel besser geworden. Das sieht man auch an einem Netzwerk wie womenbiz.

Was ist Erfolg für Sie?

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie Sie Erfolg für sich ganz persönlich definieren? Wann sind Sie in Ihren Augen erfolgreich? Sind Sie erfolgreich, wenn Sie so viel verdienen wie Ihre männlichen Mitbewerber? Oder sind Sie erfolgreich, wenn Ihr Mailaccount überläuft oder wenn Sie Ihre gesamte to-do-Liste abgearbeitet haben? Oder fühlen Sie sich erfolgreich, wenn Sie einen Nachmittag lang mit Ihren Kindern gespielt haben ohne das Handy zu checken? Oder wenn Sie ein schweres Gespräch für alle Seiten zufriedenstellend geführt haben?

Ich für meinen Teil muss mir immer mal wieder in Erinnerung rufen, was ich unter Erfolg verstehe. Ich gebe ehrlich zu, dass es meinen Ehrgeiz anstachelt, wenn ich in den sozialen Netzwerken oder bei Jahresmeetings verschiedener Institutionen ganz viele waaaaahnsinnig erfolgreiche Menschen treffe (erfolgreich im Sinne von sehr viel mehr, sehr viel besser, sehr viel schneller). Wenn die berichten, wo sie Vorträge halten und für welche Unternehmen sie tätig sind und wie viele Menschen ihnen zuhören, dann piekst mich das schon. Dann erwische ich mich selbst dabei, dass ich über „7 Schritte für besseres Marketing“ oder „10 Tipps für mehr Kunden“ nachdenke. Für eine Zeit lang denke ich dann tatsächlich, ich muss bei diesem Spiel mitspielen und weiter, schneller, besser werden.

Manchmal ist weniger mehr Erfolg

Glücklicherweise hält dieser Zustand meist nicht sehr lange bei mir an. Wenn ich mal wieder etwas häufiger in den sozialen Netzwerken unterwegs bin oder zu viele von diesen waaahnsinnig erfolgreichen Menschen treffe, schaltet mein Kopf irgendwann in den „Jetzt werde mal wieder normal“-Modus. Und dann kann ich tatsächlich innerlich einen Schritt zurücktreten und mich darauf besinnen, was mir wirklich wichtig ist. Ich habe ausreichend Arbeit, ich verdiene gut, aber zu den Top-Verdienern oder denjenigen, die etwas bewegen, zähle ich mitnichten.

Aber: Ich für meinen Teil will auch nicht jeden Tag in einer anderen Stadt eine Veranstaltung moderieren, Vorträge oder Lesungen halten. Ich will regelmäßig abends meine Kinder ins Bett bringen oder zumindest morgens beim Aufwachen da sein. Ich will an den Wochenenden mit meiner Familie zusammen frühstücken, Mittag und Abend essen und ansonsten im Garten rumwurschteln. Ich will nicht ständig daran denken, wie ich mich noch besser vermarkten kann, um noch erfolgreicher zu werden. Dafür ist mein Auto auch dreizehn Jahre alt und für viele Sendungen und Veranstaltungen werde ich gar nicht angefragt. Wie gesagt: manchmal piekst mich das. Aber eben auch nur manchmal.

Erfolg mal anders betrachtet

Für mich hat Erfolg viele Facetten. Erfolg ist in meinen Augen nicht nur in Geld- oder Karriereeinheiten zu messen. Erfolgreiche Menschen sind auch und vor allem die, die vor lauter Zielen die Menschen nicht vergessen. Die vereinen statt zu spalten. Die andere groß sein lassen und sie nicht klein machen, um selbst größer zu wirken. Die selbst bei Streitigkeiten Lösungen suchen und nicht nur Recht haben wollen. Die ein „wir“ leben und nicht nur ein „ich“. Das ist in meinen Augen wirklicher Erfolg. Und nicht das große Auto oder die fette Uhr am Handgelenk.

Erfolg ist Definitionssache

Die Frage nach dem Erfolg meines Buches beantworte ich jetzt übrigens detaillierter: „Das kommt darauf an, wie Du Erfolg definierst. Wenn man den Erfolg eines Buches einzig an den Verkaufszahlen misst, dann war es nur mittel erfolgreich. Wenn man den Erfolg aber daran misst, wie viel tolles Feedback ich von den Lesern und Leserinnen bekommen habe oder was das Buch mir persönlich gebracht hat, dann war es super-mega-erfolgreich.“

Ich denke, es ist im Leben keine leichte Aufgabe, seine eigene Definition von Erfolg zu finden. Denn auf der einen Seite ist es wichtig und sinnvoll, auch mal in einen Wettbewerb reinzugehen, weil wir dadurch zu Höchstleistungen angestachelt werden, die uns tatsächlich weiterbringen. Auf der anderen Seite muss man wissen, wann für einen persönlich Schluss ist. Denn wenn man nur noch im Dauerlauf ist, um die Erfolgs-Erwartungen anderer zu erfüllen und damit an den eigenen Bedürfnissen vorbeiläuft, dabei unglücklich und vielleicht sogar krank wird, hat das mit Erfolg in meinen Augen nicht mehr viel zu tun.

Das immer wieder auszuloten und für mich klar zu ziehen und mich nicht allzu sehr von anderen beeinflussen zu lassen – daran arbeite ich. Und zwar durchaus mit Erfolg.

 

 

Über die Autorin dieses Beitrags: Patricia Küll ist TV-Moderatorin, Autorin und Vortragsrednerin. Sie ist Expertin für „Inner Chance“ und Selbstführung. In ihrem Buch „Ab heute singe ich unter der Dusche“ geht es um Lebensfreude und Lebenskrisen und wie man sich die eine zurückholt und mit den anderen umgeht.

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