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Ein Hoch auf das Scheitern

Veröffentlicht am 10. Dezember 2021

Autorin: Eliane Heinzer

Um weiterzukommen, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Träume in die Tat umzusetzen, müssen wir manchmal Risiken eingehen. Wir müssen uns exponieren und setzen uns der Möglichkeit aus, Fehler zu machen oder eine Schlappe einzustecken. Das macht Angst. Dabei unterschätzen wir aber den Wert des Scheiterns und Fehlermachens und vergeben uns damit viele Chancen, unser Mindset zu erweitern, grösser, stärker, klüger und mehr noch – immer mehr uns selbst zu werden.

Scheitern, auf die Nase fallen, Fehler machen – all das klingt wenig verlockend und darum wollen wir es tunlichst vermeiden. Wir wollen uns nicht blamieren und fürchten das Urteil von anderen Menschen. Das heisst, wir lassen bei verschiedenen Gelegenheiten lieber die Finger davon, etwas Neues auszuprobieren, etwas zu wagen und ein Risiko einzugehen, weil es ja tatsächlich schief gehen könnte. Dieses Denken aber hält unser Selbstbewusstsein und das Vertrauen in uns und unsere Fähigkeiten klein. Im Gegenzug werden die Ängste und Zweifel tendenziell eher grösser.

Stellen wir uns mal vor, wir hätten als kleine Kinder aufgegeben mit dem Erlernen von neuen Fähigkeiten. Das mit der Sprache war unglaublich schwierig, selbständig gehen, dann Fahrrad fahren, mit Messer und Gabel essen, schreiben… All das brauchte eine Unmenge an Übung, an neuen Versuchen, immer wieder aufstehen und von vorne beginnen und nicht selten hat vielleicht auch ein Erwachsener daneben gestanden – im besten Fall unterstützend und liebevoll. Vielleicht hat diese Person aber auch die Geduld verloren oder sich über die ungeschickten Versuche lustig gemacht. Je nachdem, wie wir in unserer Kinder- und Jugendzeit begleitet worden sind, kann das Spuren in uns hinterlassen haben und es kann unseren Umgang mit Wagnissen, mit Neuem, mit Herausforderungen enorm geprägt haben.

Tatsache aber ist: Etwas zu wagen und tatsächlich zu gewinnen, erfolgreich zu sein und sagen zu können: «YES! Ich habe es geschafft», das hat eine unglaubliche Kraft. Es vergrössert unseren Einflussbereich, macht uns selbstbewusster und zufriedener. Und es gibt uns den Mut, erneut etwas zu probieren, ein neues Abenteuer zu wagen und neue Grenzen zu erkunden.

Allerdings kann es am Anfang unmöglich erscheinen, überhaupt irgendwo zu beginnen mit dem Wagnis. Ganz viele ‘Abers’ scheinen überall aufzutauchen und den Weg zu versperren. Tatsächlich kann sich das richtig beängstigend anfühlen, denn es ist ein Schritt aus unserem gewohnten Wohlfühlbereich. Und darauf reagiert unser Gehirn sofort. Das Gehirn fokussiert sich nämlich gerne auf Probleme, scannt mögliche Gefahrenquellen und vergleicht mit bisherigen Erfahrungen. Das macht es deshalb, weil wir Teil der Natur sind. Und in der Natur geht es immer ums Überleben. Gefahren muss sich das Gehirn daher besser merken und darauf schneller reagieren als auf Freude. Das Grundprinzip unseres Gehirnes lautet daher, gefährliche – negative – Gefühle zu vermeiden und positive – sichere – Gefühle anzustreben. Das passiert ganz automatisch und wir sind uns oft gar nicht bewusst, dass wir in unserem Handeln von früheren Erfahrungen und den daraus resultierenden Glaubenssätzen geleitet werden.

Eine Klientin hat mir neulich von ihren Schwierigkeiten erzählt, von Ärgernissen im Beruf und von dem Gefühl, nicht für sich einstehen zu können und sich am Ende zu fügen, obwohl es ihr nicht passe. So sei sie halt schon immer gewesen, war ihre lakonische Bemerkung, und das müsse sie akzeptieren.

Diese resignierte Aussage enthält den Gedanken: «Was mir über mich erzählt wurde, wie ich über mich selbst denke, ist wahr.»  und: «Ich habe keine Möglichkeit, über mich hinauszuwachsen». Beides stimmt nicht. Wir können immer wieder neu entdecken, wer wir sind. Viele von uns haben schon früh und aus verschiedenen Gründen Gedanken entwickelt, wie:

  • Ich kann nichts
  • Ich bin zu dumm
  • Aus mir wird nie wirklich was
  • Ich bin nicht gut genug
  • Ich bin nicht liebenswert
  • Wenn ich etwas anfange, geht es meistens schief
  • usw.

Solche Gedankenmuster führen dazu, dass wir uns selbst klein halten und nicht den Mut finden, unsere Ziele und Vorstellungen zu verfolgen. Diese Gedankenmuster haben uns konditioniert und prägen unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie tauchen immer wieder auf und beeinflussen unsere Entscheidungen. Das macht sie jedoch nicht zu einer Wahrheit. Aber sie prägen die Art und Weise, wie wir die Welt und uns selbst wahrnehmen.

Die Wahrheit ist: Wir sind sehr wandelbar.

Wir können uns auf verschiedenste Weise weiterentwickeln. Mit den neuroplastischen Fähigkeiten unseres Gehirns können wir bis ins hohe Alter Neues lernen. Wir können auch lernen, unsere Gedankenmuster wahrzunehmen und zu verändern und genauso können wir lernen mit unseren Emotionen klarzukommen und ihnen nicht mehr ausgeliefert zu sein. Wir können unser Denken erweitern und dadurch unsere Wahrnehmung verändern. Dadurch werden wir auch anders handeln, als wir das bisher in bestimmten Situationen getan haben.

Worauf warten wir dann noch? Auf das Okay von Eltern oder Lebenspartnern? Darauf, dass uns jemand fördert und uns immer wieder bestätigt, dass wir es schon schaffen werden? Auf den Applaus und die motivierende Stimme unserer Mitmenschen? Schön, wenn diese Unterstützung vorhanden ist. Das sind die Freundinnen und Freunde, die wir unbedingt um uns scharen sollten. Aber unter Umständen passiert das Gegenteil: Zweifel und Ängste werden bestätigt, es kommen zusätzliche Bedenken von aussen hinzu und die Angst zu scheitern wird noch grösser. Fakt ist aber: Niemand kann uns die Entscheidungen, was wir im Leben anstreben und welche Ziele wir erreichen wollen, abnehmen und niemand kann unseren Weg für uns gehen. Hören wir doch darum einfach auf unser Herz und darauf, was wir wirklich wollen. Und dann wagen wir die ersten Schritte.

Wenn wir etwas Neues wagen, können wir tatsächlich scheitern. Es kann sein, dass unser Vorhaben nicht gelingt und wir können uns Beulen holen. Aber: Wie wir mit diesem Scheitern, mit Fehlern umgehen, ist entscheidend! Wir können den Kopf hängen lassen, jammern und klagen oder wir stehen auf, sind stolz, dass wir etwas gewagt haben, reflektieren, was schiefgelaufen ist und gehen erhobenen Hauptes weiter. DAS macht uns zu Königinnen in unserem Leben!

Eliane Heinzer

Telefon: +41 76 434 21 17
E-Mail: info@eliane-heinzer.ch
Webseite: www.eliane-heinzer.ch

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