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Auswandern – Möglichkeiten, Chancen und Illusionen

Veröffentlicht am 28. März 2022

Autorin: Martina Maier

Schon immer gab es Auswanderer. Die Gründe hierzu waren unterschiedlich. Früher waren es überwiegend Kriege und Nahrungsmittelknappheiten, die Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben haben. In der heutigen westlichen Welt sind es oftmals mangelnde Perspektiven, vor allem im beruflichen Bereich. Teure Lebenshaltungskosten, staatliche Systeme, die bis in die Familien hineinregulieren und wenig Wertschätzung von Leistungsträgern, treiben die Menschen aus dem Land.

Bereisen von verschiedenen Ländern

Bei mir waren es persönliche Gründe, die mich in die Ferne getrieben haben. Es war die Liebe, die mich erwischt hat. Es begann damit, dass ich einen Mann kennengelernt habe, der bereits in verschiedenen Teilen der Welt gelebt hatte. Mittels mangelnder beruflicher Perspektiven und einer zerbrochenen Partnerschaft, habe ich dann diesen Schritt 2005 gewagt und bin ins kalte Wasser gesprungen. Zuerst waren es verschiedene Orte in Nordamerika bzw. Mittelamerika, die ich bereist oder in denen ich gelebt habe. Die letzte Station war dann Mexiko. Hier lebe ich heute noch.

Anfangs arbeitete ich mit meinem Mann zusammen in der Hotel- und Gastronomiebranche. Ich hatte überhaupt keine Ahnung und war vor die Herausforderung gestellt, neben Kenntnissen in dieser Branche auch noch eine neue Sprache zu lernen. Abends kam bei mir manchmal ein Deutsch-Englisch-Spanisch Kauderwelsch heraus und mir brummte der Kopf. Ich war immerhin schon über 40. Ein Alter in dem schon viele Frauen mit ihrer Karriere abgeschlossen haben bzw. auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn sind. Mein Leben verlief komplett anders, aber unheimlich lehrreich, spannend und alles andere als langweilig.

Arbeiten im Ausland

Im Jahr 2009 erwischte uns in Mexiko die Schweinegrippe. Mein Mann verlor seinen Job im Hotel und das ganze Land war lahmgelegt. Was tun? Nun ja, mein Mann machte sich dann mit einer Bäckerei selbstständig und ich suchte mir virtuelle Arbeit. Stundenlang sass ich am Computer, informierte mich, durchsuchte die zu diesem Zeitpunkt noch spärlichen Angebote verschiedener Portale, wie Clickworker und Textbroker. Schlecht bezahlt, aber immerhin hatte ich etwas zu tun und konnte Erfahrungen sammeln. Das Gute daran war, dass ich hier ständig gefordert wurde mich weiterzubilden und meine Arbeit zu verbessern. Ohne gute Arbeit zu leisten und zuverlässig zu sein, bekommt man keine Aufträge.

Mit der Zeit habe ich die virtuelle Arbeit ständig ausgeweitet. Das «Learning by doing» und verschiedene Online-Kurse haben sich sehr positiv auf meine Kenntnisse ausgewirkt. Meine kaufmännische Lehre als Kauffrau im Gross- und Aussenhandel und die 20 Jahre Berufserfahrung in Deutschland waren dabei sehr hilfreich für meine eigene unternehmerische Tätigkeit, und mit der Zeit wurde ich zum Allrounder.

Krisen und deren Überwindung

Nach dem Tod meines Mannes im April 2020 ist die Frage, ob ich zurück in die Heimat gehen soll, natürlich im Raum gestanden. Allerdings war da gerade die beginnende Coronakrise und Arbeit zu finden in dieser Zeit, nach so langer Abwesenheit aus Deutschland und in dem Alter? Daran war nicht zu denken. Zudem hatte ich mir ein Leben in Mexiko aufgebaut, ohne Regulierungen und Beschränkungen, eine permanente Aufenthaltsgenehmigung und einen Freundeskreis, der mir sehr beigestanden hat, den Verlust meines Mannes zu verarbeiten. Auch die Arbeit als virtuelle Assistentin war bei mir fest in meinem Leben eingebunden.

Daher habe ich mich entschlossen hier in Mexiko zu bleiben und meine Kenntnisse weiter auszuweiten. Heute bin ich froh, dass ich dies so entschieden habe.

Meine Erfahrungswerte in Punkto auswandern

Dass man aus Unzufriedenheit des herrschenden Systems oder der politischen Lage auswandern will, ist verständlich, aber man sollte sich immer im Klaren sein, dass es auch woanders Probleme gibt, von denen man vorher nichts weiss. Viele Auswanderer haben Illusionen und werden dann mit Dingen konfrontiert, die sehr schnell zu Frust führen können. Sich im Vorfeld die richtigen Fragen zu stellen und grundsätzliches zu beachten, kann helfen um Enttäuschungen und Fehlschläge zu vermeiden.

Grundsätze für Auswanderungswillige

  • Halte dich immer an die Regeln und Gesetze des jeweiligen Landes (Oberste Priorität)
  • Bereite dich gut vor. Informiere dich über Botschaftsseiten über Visas und die rechtlichen Aspekte
  • Kümmere dich vor allen Dingen um eine gute Krankenversicherung
  • Denke daran, dass du beim Auswandern deine Person mit allen Stärken und Schwächen mitnimmst. Man wird kein anderer Mensch, nur weil man eine Landesgrenze überschreitet.
  • Respektiere die einheimische Bevölkerung
  • Feile an deiner Persönlichkeit. Manifestiere deine Wünsche und Vorstellungen und bringe sie in Einklang mit deinen Möglichkeiten.
  • Bereise das Land, bevor du eine Entscheidung triffst. Wenn es deine finanziellen Aspekte erlauben, halte dich ein paar Monate in diesem Land auf.
  • Versuche in den sozialen Medien Kontakte zu knüpfen zu anderen Auswanderungswilligen

Chancen durch Remotearbeit

Wenn du aus dem IT Bereich bist oder anderweitige Arbeiten erledigen kannst, die nur einen Laptop erfordern, dann ist es für dich einfacher. Remote Working kann von überall auf der Welt getätigt werden und wird dir ein freieres, selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

Hier gilt jedoch auch, sich ständig fortzubilden, zu lernen um der stetig wachsenden Konkurrenz etwas entgegenzusetzen. Erschaffe dir einen Wettbewerbsvorteil, indem du dich auf das spezialisierst, was du kannst und in dessen Bereich du dich wohlfühlst.

Was ist wenn ich scheitere?

Das Scheitern ist vor allen dadurch schlimm, weil man es als Versagen sieht. Der Schritt wieder ins Heimatland zurückzukehren ist bei vielen mit dieser Furcht verbunden. Ein Versager ist man keinesfalls, denn man hat Mut bewiesen. Wenn du die richtige Einstellung hast, dann kannst du die Erfahrungen aus dieser Situation für deine weitere Lebensgestaltung durchaus positiv nutzen.

Einen Versuch wagen und dabei scheitern bringt zumindest einen Gewinn an Wissen und Erfahrung. Nichts riskieren dagegen heisst einen nicht abschätzbaren Verlust auf sich nehmen – den Verlust des Gewinns, den das Wagnis möglicherweise eingebracht hätte.

Chester Barnard

Martina Maier
Virtuelle Assistentin, geboren in Deutschland, lebt seit 2005 im Ausland, heute in Mexiko und arbeitet in einem internationalen Team für womenbiz

Email: martina@ass-vpa.com
Webseite: ass-vpa.com und Lifestyle-Corner

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