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​Olympisches Mindset in der Corona Krise: Mentale Stärke

Veröffentlicht am 28. April 2020

Autorin: FABIENNE IN-ALBON

Und plötzlich scheinen die Ziele und Visionen weit weg zu sein, von der Corona Welle komplett überrannt, ja vielleicht sogar zertrümmert. Unser Weg versperrt, ohne zu wissen, wie und wo es weitergeht. Der Plan, die Routine, die Abläufe alle nichts mehr wert.  

​Habt ihr so etwas Ähnliches schon einmal erlebt?

AUTOPILOT

Ich schon – Anfang 2016. Ich war mitten in den Vorbereitungen und der Qualifikation für die Olympischen Spiele. Physisch, technisch, spielerisch wie auch mental top fit, der grosse Kindheitstraum wurde immer greifbarer, die Vision immer realistischer. Doch plötzlich, von einem Tag auf den anderen ging gar nichts mehr. Ich litt unter starken Schmerzen, war nicht mehr leistungsfähig. Was war passiert?

Wie sich erst Monate später herausstellte, habe ich mich durch einen Zeckenbiss mit Borreliose infiziert. Am Anfang war mir nicht so bewusst, was das heisst, aber schnell wurde mir klar, mein Körper macht, was er will und läuft komplett über einen Autopiloten. Ich wurde regelrecht aus meinem Tunnelblick, meinem Fokus, ja aus meiner gesamten Struktur gerissen. Die kleinen Meilensteine auf dem Weg zum grossen Ziel waren verschwunden, der Plan, die Routine, die Struktur nicht mehr relevant. Die Unsicherheit, ja die Angst, es nicht zu schaffen, zu scheitern, zu versagen, war ganz präsent und ich kann euch sagen, es war ein zerreissendes Gefühl.

Und genau dieses Gefühl erlebt ihr vielleicht auch jetzt, einfach in einem anderen Kontext. Wir haben keine Kontrolle über dieses Virus, doch es bestimmt zurzeit unser Leben. Wir wissen nicht, wie und wann es weitergeht. Wir fragen uns wie sich das Ganze in Zukunft entwickeln wird. Gibt es Veränderungen, Anpassungen, wird es jemals wieder wie früher, soll es überhaupt wieder so werden wie früher? Was kann ich tun, kann ich überhaupt etwas tun? Es besteht eine Unsicherheit, aber gleichzeitig auch ein enormer Respekt vor diesem Weg, von welchem wir nicht wissen wohin er führt.  

Was kann ich tun, kann ich überhaupt etwas tun?
Was kann ich tun, kann ich überhaupt etwas tun?

ZIELE

Ich habe mich regulär für die Olympischen Spiele qualifiziert und daran teilgenommen, darauf bin ich stolz. Auch wenn alles unmöglich und der Weg teilweise aussichtslos erschien, habe ich unter anderem dank mentaler Stärke, aber sicherlich auch einem unfassbar guten Team das Unmögliche möglich gemacht. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und alles seinen Lauf nehmen zu lassen, habe ich weiterhin an meinem Ziel festgehalten. Ich konnte zwar den Weg nicht mehr bestimmen, ja gar nicht mehr kontrollieren. Ich versuchte auf der Strasse zu bleiben, doch ständig drückte mich mein Körper von der Strasse weg, ich versuchte zu balancieren, doch kam ich mir vor wie ein Betrunkener, der versucht sich auf den Beinen zu halten. Immer wieder kam ich zu Boden, doch immer wieder stand ich auf. Ich weigerte mich, mein Ziel, welches sich immer weiter von mir entfernte, loszulassen. Tagtäglich habe ich dieses Ziel visualisiert, ich habe mir vorgestellt wie es ist, wenn ich am 5. August 2016 in dieses Olympia Stadion einlaufe, in mitten des Schweizer Teams, mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust, hinter der Schweizer Fahne. 

Team Schweiz mit Fabienne In-Albon bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele am 5. August 2016
Team Schweiz mit Fabienne In-Albon bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele am 5. August 2016

Lasst euer Ziel nicht so schnell aus den Augen, kämpft bis zum bitteren Ende, denn erst dann wisst ihr, ob es möglich ist oder nicht. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass sich das Kämpfen lohnt, also lasst euch nicht durch einen Virus eure Ziele kaputt machen, wartet nicht bis sich der Weg vielleicht mal wieder öffnet, sondern sucht nach neuen Wegen und geht weiter in eure Richtung.

FOKUS

Und in dem ihr neue Wege sucht, fokussiert ihr euch automatisch nicht auf das, was alles nicht geht, sondern auf das, was möglich ist.  

Ich habe mich anfänglich darüber aufgeregt, dass ich mich nicht so vorbereiten konnte wie ich es geplant hatte, dass ich nicht 150% geben konnte, dass mein Körper rebellierte und ich mich mit diesem wenigen Training, was ich noch im Stande war zu machen, mich sicherlich nicht für diese Olympischen Spiele qualifizieren würde. Ich habe Energie daran verloren, dass kaum etwas geht, ich habe Energie verloren, an dem was andere gesagt haben und was in den Medien geschrieben wurde. Das heisst, ich habe Energie an Dingen verloren, die ich persönlich nicht kontrollieren konnte. Dies führte dazu, dass ich mein grosses Ziel aus den Augen verlor und mir bewusst wurde, so nehme ich mir auch die letzte kleine Chance, mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen. Doch was kann ich tun? Kann ich meine extra Meile nur dann gehen, wenn ich körperlich 150% gebe? Nein, die extra Meile beinhaltet viel mehr als das. Ich habe mir also überlegt, was denn noch alles geht. Mein Körper, der wollte nicht, aber mein Kopf, der war noch voll da. Also fing ich an, alle Trainings, die ich nicht physisch absolvieren konnte, visuell in Gedanken zu machen. 

In dem ihr neue Wege sucht, fokussiert ihr euch automatisch nicht auf das, was alles nicht geht, sondern auf das, was möglich ist.
Fokussiert euch auf das, was möglich ist

GO THE EXTRA MILE!

Doch wie können wir dies auf die momentane Situation übertragen? Nun ganz einfach, fokussiert euch auf das, was alles geht und nicht auf das, was nicht geht. Geht zurück in die neutrale Position und fragt euch, was kann ich jetzt in diesem Moment tun, damit es mir gut geht? Die extra Meile zu gehen, heisst auch in jeder Situation das Bestmögliche zu machen und vielleicht sind es Dinge wie die Selbstreflexion, aufzuräumen, neue Projekte zu planen, kreativ zu werden und vieles mehr.  Und ja, uns wird vieles gestrichen momentan, aber dafür erhalten wir Zeit und das ist neben der Gesundheit etwas vom Kostbarsten.  

Hört also nicht auf, weiterhin eure ganz persönliche extra Meile zu gehen.  

Go the extra mile!
Gehe die Extra Meile!

FABIENNE IN-ALBON COACHING
info@fabienneinalbon.ch

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